2014 Festzelt/ Marquee - Matthias Wyss
2020 Freispiel - Robin Byland
2014 In the thicket of being - Alice Henkes
2014 Caravan - Karoliine Elmer
2013 Interview - Fabian Gressly
2012 Ein persönlicher Zeichenzyklus - Bruna Bütler
2005 Der Löwe spricht - Francesco Micieli
Freispiel Kunstmuseum Solothurn
Robin Byland, 2020
Matthias Wyss zeigt im diesjährigen Freispiel eine Auswahl gross- und klein - formatiger Malereien. Vor allem um Präsenz in der bildhaften Erzählung gehe es ihm, erklärt der Künstler mit Nachdruck. Seine Malerei richte sich nie nach einer Vorskizze auf Papier. Grundlegend für seine Bildideen seien vielmehr Stimmungen, die sich während des Malprozesses zu einer Komposition verdichten. Seine vielteiligen Werke sind oft von mehreren Figuren bevölkert. Etwa die Arbeit Quetzalcoatl (2016), ein Werk, das in einer bizarr wirkenden Anordnung fliegende Kampfjets vor einem Alpenpanorama mit milchgiessenden Männern auf einer Wiese kombiniert. In der gestalterischen Ausformulierung findet Wyss eine völlig autonome Bildsprache. Die gemalten Menschen sind seltsam verzerrt, ihre Köpfe übergross und der Ausdruck ins Theatralische gesteigert. Die Differenzierung zwischen Vorder- und Hintergrund fällt schwer. So sind die kristallinen Formen am oberen Bildrand beispielsweise als Bergspitzen oder Flugmaschinen lesbar. Ähnlich verhält es sich beim Bildpersonal, das teilweise mit der Landschaft zu verschmelzen scheint. Die scheinbar willkürliche Assemblage zu einer bildhaften Realität verbindet sich zu einem einprägsamen, fast verstörenden Sujet. Auch in Werken mit kleineren Menschengruppen interessiert sich Matthias Wyss spürbar für das menschliche Individuum und dessen Abgründe. Das Gesicht nimmt dabei einen besonderen Stellenwert ein. Für ihn seien die Gesichter der Menschen mit Landschaften vergleichbar, erzählt er im Gespräch. Im Werk Cushion (2020) zeigt sich dies anhand der alltäglichen Situation, die zur surrealistischen Szene wird. Das spiegelnde Zugfenster vervielfältigt die übergrossen Köpfe der dort sitzenden Personen mehrfach – fast scheint es, als würde ihr Wesen als multiple Persönlichkeit sichtbar. Auch Menschen am Rand der Gesellschaft hat der Künstler porträtiert. Diese Bildnisse zeichnen sich durch eine grosse Freizügigkeit aus, sind aber doch geprägt von einer starken individuellen Auseinandersetzung mit dem Modell, etwa Sharleen (2019), das auf Wunsch der gemalten Person entstand, oder Dark Room (2019). Motive mit einer Nähe zum Pornografischen auf eine poetische, ehrliche Weise zu malen, habe ihn herausgefordert und fasziniert, sagt Wyss. Auch politische Themen finden Einzug in die Kunst des 35-Jährigen. In Märchenwald (2016) etwa versammeln sich bekannte Personen aus der Öffentlichkeit zum karnevalsartigen Umzug. Geschickt ist die Figurenstaffage ornamental in die Umgebung eingebunden, und wieder stellt sich die Frage nach der Unterscheidungsmöglichkeit der Bildebenen, etwa bei den Felsen in der Mitte, die auch als Figuren lesbar werden. In den neueren Arbeiten wie Quietly (2020) fallen freie Bildräume auf, wird ein «Aushalten» dieser Leerstellen für den Künstler besonders wichtig. Und er macht gerade diese bewusst gesetzte Absenz zu einer bildhaften Präsenz.