Dschungel, Erstes Buch
artistbook 2010
pencil drawings, text, design: Matthias Wyss
from 2004-2005
265 drawings B/W
356 pages
22.1 X 28.6 Cm
cloth binding / Leineneinband
(1st edition 25 ex 2005)
2nd edition 100 ex
numbered and signed
awards:
Anderfuhrenstipendium 2005
Eidgenössischer Preis für Kunst 2006
Kiefer Hablitzel Preis 2006
Rotary Club Preis 2006
Edition Haus am Gern Biel/ Bienne
ISBN 978-3-033-02374-1
chf 65.- (+ Porto/ Package)
"is there anything in the Jungle too little to be killed? No." Balu der Bär
Edition Haus am Gern 2014
Liebe Leserin, lieber Leser
Vor fünf Jahren hat der damals 20jährige Matthias Wyss mit «Dschungel, Erstes Buch» ein fulminantes Debut vorgelegt, das uns sofort in seinen Bann gezogen hat. Und
nicht nur uns: das Werk wurde mit dem Bieler Anderfuhren-Stipendium, dem Eidgenössischen Preis für Kunst sowie dem Kiefer Hablitzel Preis ausgezeichnet. Wir sind stolz, Ihnen das preisgekrönte
Buch nun in seiner zweiten Auflage von 100 nummerierten und signierten Exemplaren anbieten zu dürfen.
«Dschungel, Erstes Buch» ist die Zusammenfassung von fünf Skizzenbüchern, die Matthias Wyss in einer Art von kreativem Furor zwischen August 2004 und März 2005 mit
Bleistiftzeichnungen, szenischen Notizen und Anmerkungen gefüllt hat. Auch wenn der Titel eine subkutane Verwandtschaft zu Rudyard Kiplings (von Disney leider weichgespülten) «Dschungelbuch»
behauptet, entwickeln die rund 250 Zeichnungen, Abfolgen und Skizzen in Wyss‘ kongenialem Buch keine chronologische Geschichte und schon gar keine falsche Moral. Zwar wird auch gejagt, gebissen
und gerissen was das Zeug hält, doch die kämpfenden Tiere und Fabelwesen verschmelzen im Graphitstaub zu dramatischen Entitäten aus Licht und Schatten - hier findet also kein Kampf zwischen Gut
und Böse statt, sondern ein gemeinsames Ringen der Dunkelheit mit der Helligkeit um eine prekäre Ordnung im Chaos des Dschungels. Während das Graphit des Bleistifts die leuchtende Ebene des
Papiers kolonialisiert, schlitzt das Papier die bleierne Schwärze auf wie Krallen. Das Blättern in «Dschungel, Erstes Buch» gleicht deshalb eher der Reise von Joseph Conrads Flussdampferkapitän
Marlow in das «Herz des Finsternis», der sich angesichts der unheimlichen grünen Wand des Dschungels fragte, «ob die Ruhe auf dem Antlitz der Unendlichkeit, die uns anblickte, als Bitte oder als
Drohung gemeint war. Wer waren wir, die wir hier eingedrungen waren? Konnten wir das ungefüge Ding handhaben, oder würde es uns handhaben? Ich fühlte plötzlich, wie gross, wie unheimlich gross
das Ding war, das nicht sprechen konnte und vielleicht ebenso wenig hören. Was war dort drinnen?»
Eine mögliche Antwort finden Sie in «Dschungel, Erstes Buch» von Matthias Wyss.
Mit freundlichem Gruss
Rudolf Steiner & Barbara Meyer Cesta
Edition Haus am Gern
Der Löwe spricht, nur verstehen wir ihn nicht.
Francesco Micieli, 2005
Das Tier steht da und der Mensch ist gemeint.
Die Verwandlung in Tiere war eines der Lieblingsspiele der griechischen und römischen Götter. Bis zu unserer Zeit werden Bilder aus dem Natur- und Tierreich gebraucht, um auf Probleme menschlicher Gesellschaften aufmerksam zu machen. Obwohl Matthias Wyss zur Disney-Generation gehört, ist er in seinem Werk inhaltlich näher an George Orwell und seiner „Animal Farm“. In einem Artikel zur Marktperformance in der Gegenwartskunst sagt Beat Wyss, jung sein und ein unverbrauchter Blick sei die erste Bedingung zum Erfolg in der Kunst.
Mit seinem Buch verblüfft er uns schon mit der Menge an Seiten, die er in einer Art von kreativem Furor gestaltet hat. Matthias Wyss zeichnet nicht, er malt mit dem Bleistift. Mit seinem feinen Gespür für die Penombra, das Zwielicht, zwingt er uns als Betrachter, ganz genau hinzuschauen. Wir gelangen in Wunder-Welten, die uns hineinziehen und uns auf den eigenen Dschungel zurückwerfen. Auf diese Weise wird die Frage, wie sich authentische Ich-Erfahrung, Autonomie und Identität in einer von billigen Versprechen durchtränkten Welt behaupten können, überzeugend gelöst.
Die Dramaturgie von Matthias Wyss ist eine Dramaturgie des Lichts. Sie scheut sich weder vor grossen noch ganz fragilen Inszenierungen, es sind Erzählungen in der Erzählung